Kork feiert im neuesten SUV von Mazda sein Comeback – ein stimmiger Tribut an ein Material, das den Grundstein für die Entwicklung des Unternehmens geliefert hat.
Zunächst kommt einem unweigerlich der Begriff Wein in den Sinn, wenn man an Kork denkt. Dessen Verwendung im Innenraum eines Fahrzeuges erscheint auf den ersten Blick auch etwas ungewöhnlich, passt aber aus Sicht von Mazda hervorragend. Denn die unternehmerischen Wurzeln des heutigen Automobilherstellers liegen eigentlich in der Korkproduktion, und zwar ganz genau im Jahr 1920 und damals noch unter dem Firmennamen Toyo Cork Kogyo. Der Beginn der Geschichte von Mazda als Korkproduzent hat im Wesentlichen zwei Gründe: in Hiroshima, der Heimatstadt von Mazda, gab es zu Zeit um 1920 Korkeichen im Überfluss, darüber hinaus war die Schiffsbauindustrie damals im Aufschwung und nutzte Kork als Material für die Produktion. Das Geschäft mit Kork lag also auf der Hand.
Der Mazda Gründer, Jujiro Matsuda, kam als Vorstandsmitglied zu Toyo Cork Kogyo, nachdem er in seine Heimatstadt Hiroshima zurückgekehrt war. Obwohl er sich als Ingenieur auf Maschinenbau spezialisiert hatte, bewies er bald sein Talent in der Korkproduktion und glänzte durch innovative Ideen, wie beispielsweise die Herstellung von Presskorkplatten. Nach einigen anfänglichen Rückschlägen gelang es Jujiro Matsuda, der bald zum Präsidenten des Unternehmens aufgestiegen war, durch die Entwicklung neuer Produkte in Form von Dämm- und Polstermaterialien, das Unternehmen Toyo Cork Kogyo wieder wirtschaftlich auf Kurs zu bringen. 1927 stieg Matsuda mit dem Unternehmen in das Maschinenbau-Business ein und benannte es in Toyo Kogyo um. Anfänglich wurden dreirädrige Lastkraftwagen hergestellt – die Grundlage für das Unternehmen Mazda, wie es heute bekannt ist. Als dieser Teil der Produktion zu wachsen begann, entschied sich Jujiro Matsuda widerwillig, das Kork-Business 1944 an einen anderen Hersteller auszulagern. Es gelang ihm aber, diesen Korkhersteller, Uchiyama Manufacturing Corp., zu einem Investment in sein Unternehmen zu bewegen. Ein Schritt, der schließlich zur Gründung von Toyo Kork führte.
Mit diesem Hintergrund scheint es logisch, dass sich das Mazda Design Team auf der Suche nach einem neuen, nachhaltigen Material zur Verwendung im Innenraum des ersten Elektro-Mazda an die Anfänge des Unternehmens besonnen und an das heutige Unternehmen Uchiyama Kogyo gewandt hat.
„Als Toyo Cork Kogyo gegründet wurde, waren die Kunststoff- und Kautschuktechnologien noch nicht so weit entwickelt wie heute, also wurde Kork damals als alternatives Material für Dichtungen und Wände benutzt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktionstechnologie für Gummi und Plastik industrialisiert und verbessert und damit rückte Kork als Material in den Hintergrund“ erklärt Chefdesigner Youchi Matsuda. Da Kork in der Geschichte von Mazda einen so besonderen Platz einnimmt, war das Material für Matsuda und sein Team genau die richtige Wahl für die Verwendung im Innenraum des MX-30. Aber dieses Vorhaben war leichter gesagt als getan, denn der Innenraum eines Fahrzeuges kann eine sehr herausfordernde Umgebung für Materialien sein. Zum Beispiel können ultraviolette Strahlungen in die Fahrzeugkabine eindringen und den Kork mit der Zeit zersetzen. „Das war eine ganz neue Herausforderung für uns“ so Mazda Designer Matsuda. „Das Material muss Anforderungen wie Haltbarkeit, angenehme Haptik und ansprechendes Aussehen gleichzeitig erfüllt, das war gar nicht so einfach. Aber mit den Experten von Uchiyama Kogyo, die beratend zur Seite standen, konnten wir diese Herausforderungen meistern.“
Mit der Entwicklung des MX-30 ist es Mazda somit gelungen, die Bedeutung von Kork für das Unternehmen auf eine stilvolle Art und Weise weiterleben zu lassen. Pünktlich zum hundertsten Jubiläum der Firmengründung auch mit dem perfekten Timing.